Erfahrungen mit Weltwärts

Die Stimmung auf den Straßen ist durchweg anders als in Deutschland. Die graue Anonymität, die ich aus meiner deutschen Heimatstadt gewohnt bin, gibt es hier nicht, genauso wenig wie den permanenten Stress und den anhaltenden Zeitdruck. In dem hier vorherrschenden Gewühl habe ich mich gleich sehr wohl gefühlt. Trotz der Tatsache, dass hier alles anders ist als in Deutschland, fühlte ich mich nie fehl am Platz.

Nachdem die ersten Tage mit einer Flut an neuen Eindrücken aufwarteten und sich die erste Woche fast wie ein ganzer Monat angefühlte, pendelte sich nach einer Weile alles ein und die Zeit verging total schnell. Obwohl jeden Tag etwas Neues passiert, hatte ich bald schon eine Art Alltag und fand mich gut zurecht.

Die erste Aktivität, die ich in meiner Einrichtung selbst durchgeführt habe, waren Fadenspiele. Dabei „knotet“ man mit einem Faden und den Fingern Figuren, das habe ich schon in meiner Grundschulzeit sehr viel und gerne gemacht. Die Kinder hier sind voller Begeisterung darauf eingegangen und häufig wollten sie direkt nach ihrer Ankunft in der Einrichtung damit anfangen und hatten Lust immer neue Figuren zu lernen. Ständig war ich dabei neue Fäden zurechtzumachen oder alte zu reparieren.

Es hat nicht ganz einen Monat gedauert, bis ich mir selbst geglaubt habe, dass ich tatsächlich ein ganzes Jahr hier leben werde. Danach bin ich auch mental in Ocotal angekommen und nach den bisherigen Erfahrungen überwog die Vorfreude auf die noch bevorstehenden elf Monate. Bereits im September hatte ich soviel erlebt, dass es mir vorkam als sei ich schon viel länger als einen Monat hier. Ich war total erstaunt, dass ich schon einen ganzen Monat in Ocotal lebte, in der Bibliothek „Las Abejitas“ arbeitete und bei meiner Gastfamilie wohnte. Es erfüllt mich am meisten, wenn ich zusammen mit den Kindern spiele und arbeite, mich mit anderen Menschen unterhalte oder wir zusammen neue Dinge ausprobieren.

Während mir aus Deutschland regelmäßig Schneebilder über Schneebilder zugeschickt wurden, verlief alles adventliche und winterliche hier ganz anders. Nach einer etwas schwierigeren Phase im November hatte ich dann aber das wunderbare Gefühl, endlich voll und ganz da zu sein. Weil ich so viele Ideen hatte, was ich dann machen könnte, habe ich mich manchmal schon darauf gefreut wieder nach Deutschland zurück zu kommen. Aber dann dachte ich auch oft daran, dass mir sehr vieles von dem fehlen wird, was ich hier kennen gelernt habe und wovon ich Teil geworden bin. Manchmal konnte ich es mir dann kaum noch ausmalen, wie es wohl werden würde nach Deutschland zurück zu kehren.

Die Vormittage in der Kinderbibliothek verliefen immer relativ ruhig, weshalb ich auf die Idee kam an zwei Vormittagen in der Woche in ein Altersheim zu gehen und dort mitzuhelfen. Bei meinem allerersten Besuch dort fühlte ich mich noch ziemlich unbehaglich, doch mit jedem weiteren Besuch mochte ich den Ort mehr und mehr und kam regelmäßig zum Helfen hier her. Dadurch war ich mehr beschäftigt und hatte die Gelegenheit noch ein anderes Projekt von INPRHU, dem Träger der Partnerprojekte, besser kennen zu lernen.


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